aXedras in the News: Woher kommt das Gold?
"Eine Schweizer Firma will zum Standard für einen transparenten Edelmetallhandel werden
Zwei Verbände, die die globalen Standards für den Edelmetallmarkt festlegen, setzen auf die Blockchain-Technologie, um Transparenz und Nachhaltigkeit im Goldhandel zu erhöhen. Für ein Pilotprojekt haben sie dafür das Schweizer Unternehmen Axedras ausgesucht.
Wenn Gold einmal eingeschmolzen ist, lässt sich in der Regel nicht mehr nachvollziehen, woher das verwendete Edelmetall stammt – ein Umstand, welcher der Branche viel Kritik einbringt: Kinderarbeit, Umweltprobleme oder Geldwäscherei lauten vielfach die Vorwürfe. Derzeit kommt die Frage hinzu, dass westliche Staaten Transaktionen mit Gold im Zusammenhang mit der russischen Zentralbank mit Sanktionen belegen wollen. Um diese Fälle ausschliessen zu können, muss man wissen, woher das Gold kommt.
Symbolbild
Schweizer Drehscheibe
Für die Schweiz ist das eine wichtige Frage, weil das Land eine der grössten Drehscheiben für den Import und den Export von Gold ist. Hierzulande befinden sich rund 40 Prozent der weltweiten Raffineriekapazitäten. Die Scheideanstalten, die im Tessin und in der Westschweiz angesiedelt sind, schmelzen Goldwaren, bereiten Rohgold auf und zertifizieren das Edelmetall. Zudem wird das Gold auch über die Schweiz angekauft und verkauft.
Über die Zeit hinweg haben sich etliche Standards etabliert, die die Herkunft des Goldes nachvollziehbar machen sollen. Dadurch soll auch garantiert werden, dass nachhaltig gefördertes Gold verwendet wird. Bern versucht dabei auch von offizieller Stelle her vorne dabei zu sein: Die Anstrengungen reichen von einer neuen Klassifizierung in der Handelsstatistik bis hin zur Initiative Swiss Better Gold, die das Schweizer Wirtschaftsministerium zusammen mit Unternehmen ins Leben gerufen hat. Dabei sollen Kleinschürfer darin unterstützt werden, nachhaltiger zu produzieren.
Pilotprojekt mit Schweizer Beteiligung
Diese Trends sind auch an den Branchenvereinigungen World Gold Council (WGC), einer Organisation der Goldminenbetreiber, und London Bullion Market Association (LBMA) nicht vorübergegangen. Die LBMA organisiert den wichtigen ausserbörslichen Goldhandel in London und setzt dafür die Standards. In der «Good Delivery List» der Organisation werden die Raffinerien aufgeführt, die diese Anforderungen erfüllen.
Diese beiden Vereinigungen starten nun ein Pilotprojekt für eine Datenbank, mit deren Hilfe die gesamte Wertschöpfungskette im Goldgeschäft nachvollziehbar abgebildet werden soll: von der Mine über die Raffinerien und Logistikunternehmen bis hin zu Juwelieren und Schliessfächern der Banken. Für die erste Phase haben WGC und LBMA zwei Unternehmen auserkoren, die mithilfe der Blockchain-Technologie für mehr Transparenz sorgen wollen. Zum einen ist dies die kanadische Gesellschaft Peer Ledger, zum anderen das in Zug beheimatete Unternehmen Axedras.
Ab April soll ein Test-Netzwerk in Betrieb gehen. Die Mitglieder der LBMA entscheiden selbst, ob sie ein System nutzen wollen. Wenn dies aber viele tun, könnte sich daraus ein Standard entwickeln, der zu den Ergänzungen für die «Good Delivery List» der LBMA zählen würde. Axedras sagt, dass bereits rund 25 Akteure aus dem gesamten Goldgeschäft daran beteiligt seien. Darunter befinden sich auch die Schweizer Raffinerien Argor-Heraeus, Valcambi und Metalor. MKS Pamp hingegen testet die Version von Peer Ledger.
Blockchain soll es richten
«Im Geschäft mit Gold gibt es noch viele Insellösungen», sagt Axedras-Chef Urs Röösli. Dadurch wird häufig verhindert, dass der Weg des Goldes einfach nachvollziehbar ist. Zudem wird noch viel auf Papierbasis gearbeitet. Der Hang zur Vertraulichkeit in der Branche führt dazu, dass viele Unternehmen ihre eigenen Datensätze aufbauen, die nur schwer miteinander verknüpfbar sind.
Mit der Blockchain-Technologie sollen diese Probleme behoben werden: Die Effizienz erhöht sich, weil die Daten digitalisiert vorliegen und problemlos weitergegeben werden können. Jedes Unternehmen in der Wertschöpfungskette behält jedoch die Hoheit über seine eigenen Daten, weil es kein zentrales Register gibt. Dadurch soll die Vertraulichkeit gewahrt bleiben. Zugleich erhält das Gold von Beginn an ein fälschungssicheres Zertifikat, was den gesamten Prozess transparenter und vertrauenswürdiger macht.
Röösli verweist darauf, dass jedes physische Produkt einen digitalen Zwilling erhalte und dadurch wiedererkannt werden könne. Ein Grundproblem kann das Vorgehen aber nur teilweise lösen: Wenn das Gold in einer Raffinerie zusammengeschmolzen wird, kann auch nicht mehr das einzelne Molekül des Edelmetalls nachvollzogen werden. Es lässt sich aber besser und eindeutiger als früher nachvollziehen, woher das Gold für einen bestimmten Barren stammt.
Eine Art Ritterschlag
Manche Raffinerien oder Anbieter setzen zudem teilweise auf «sortenreines» Gold aus einer Mine und versehen dieses mit eigenen Zertifikaten. Die Plattform von WGC und LBMA könnte auch vertrauenswürdige Grundlage oder Standard für diese unterschiedlichen Auszeichnungen sein.
Für das 2018 gegründete Unternehmen Axedras bedeutet bereits die Tatsache, dass ihr System in das Pilotprojekt der Londoner Gold-Organisationen aufgenommen wurde, eine Art Ritterschlag. Auch weitere Edelmetalle wie Silber, Platin oder Palladium könnten ähnlich zertifiziert werden. Die Firma verdient an Lizenzverträgen, Transaktionsgebühren und speziellen Projekten mit Kunden. Als Teil des LBMA-Standards wäre zumindest für Axedras eindeutig klar, woher das «Gold» des Unternehmens käme."
Source: HOSP, G. (2022): Woher kommt das Gold, URL: https://www.nzz.ch/finanzen/transparente-goldherkunft-schweizer-blockchain-als-loesung-ld.1676586, viewed on 30.03.2022
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